Beitrag vom 13.10.2009
BETRIFFT: Nordhorn-Range
Der Kommentar von Thomas Kriegisch trifft den Nagel auf den Kopf. Der Protest gegen Nordhorn-Range wird außerhalb der Grafschaft kaum wahrgenommen. Insofern war die Podiumsdiskussion im NDR („jetzt reicht’s“) eine große Chance, erreicht der Sender doch täglich landesweit einige hunderttausend Hörer. Ob diese Chance auch erfolgreich genutzt wurde, ist kaum zu beurteilen, da an der Diskussion, außer Herrn Hüsemann, keine Landes-und Kommunalpolitiker teilnahmen und der Wahlkreisabgeordnete der CDU im Deutschen Bundestag, Dr. Kues, fehlte. Im Übrigen war auch die Zahl der mitwirkenden Zuhörer im Hotel Rammelkamp wohl, vorsichtig ausgedrückt, sehr überschaubar.
Die Grafschafter Diskussionsteilnehmer haben sich aber wacker geschlagen. Und wenn die GN in den letzten Monaten über Proteste gegen Nordhorn-Range berichtete, dann in der Regel über 60 bis 80 Demonstranten. Ich glaube, mit solchen Zahlen kann man realistisch betrachtet nun niemand wirklich beeindrucken, besonders im Vergleich mit den vielen mächtigen Wittstocker Demonstrationen gegen das dortige Bombodrom. Ich nehme außerdem an, dass es sich bei den Teilnehmern der Nordhorner Anti-Range-Demonstrationen immer um dieselben aufrechten Personen handelt.
Bedauerliches Fazit: Eine Bevölkerung, die so demonstrativ uninteressiert ist, was im Zusammenhang mit Nordhorn-Range geschieht, hat eigentlich keine moralische Legitimation, in Zukunft Kritik an den negativen Folgen ihres Nichtstuns zu äußern. Die Tatsache, dass der Kampf gegen die Range schon mehrere Jahrzehnte geht, ist keine wirklich ausreichende Erklärung oder Entschuldigung. Im Übrigen kann ich die erkennbar beginnende Resignation des Nordhorner Bürgermeisters gut verstehen, der seine 53000 Bürger nicht zum Jagen tragen kann. Im Zusammenhang mit Nordhorn-Range und dem Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Osnabrück spricht der Bürgermeister von einer letzten Chance, auch deshalb, weil die Landes-CDU (Minister Schünemann) anfängt, sich vom Ministerpräsidenten abzusetzen, um Nordhorn-Range zu erhalten. Die Grafschafter Bevölkerung macht es Herrn Schünemann ja leicht.
Die Hoffnung stirbt zuletzt: Vielleicht geschieht ja doch noch ein kleines Wunder und die Grafschafter ziehen wie beim Flughafen Twente quasi in letzter Minute ein weiteres Mal an einem Strang und schaffen es, eine von allen getragene große Protestbewegung zu etablieren, die den Namen verdient. Es geht dabei inzwischen ganz einfach auch um den Ruf der Grafschafter selbst, ob sie sich im Zusammenhang mit Nordhorn-Range als desinteressierte, nicht engagierte „Ohne-mich-Gesellschaft“ darstellen (und damit als Verlierer) oder nicht.
Dr. W. Meyer-Glauner
Schulstraße 16
Nordhorn