Notgemeinschaft Nordhorn-Range

Eurofighter wird nicht mehr Lärm machen

Beitrag vom 03.03.2010

Übungsbetrieb auf Nordhorn-Range stieg 2009 leicht an – Deutlich mehr Lärmbeschwerden

Wenn – wohl erst in einigen Jahren – auf Nordhorn-Range auch die neuesten Kampfflugzeuge der Luftwaffe vom Typ „Eurofighter“ üben, soll das keine zusätzliche Lärmbelastung für die Anwohner bringen. Mit der Umrüstung auf neue Flugzeuge wird aber der Übungsbetrieb auf der Range voraussichtlich wieder zunehmen. 2009 lag er mit insgesamt 1936 Zielanflügen an 91 Übungstagen leicht über dem Vorjahr. Drastisch zugenommen hat hingegen die Zahl der Fluglärmbeschwerden.

rm Nordhorn. Bei der jährlichen Sitzung der Fluglärmkommission für den Luft-Boden-Schießplatz Nordhorn-Range legten die Vertreter der Bundeswehr wiederum die aktuellen Zahlen zum Schießplatzbetrieb vor und bemühten sich dabei sichtlich um Offenheit. „Wir wollen noch bürgernäher werden“, versprach Brigadegeneral Wolfgang Brüschke vom Wehrbereichskommando Küste als oberster Verantwortlicher für den Schießplatzbetrieb. Deshalb will die Bundeswehr in Zusammenarbeit mit der Stadt Nordhorn im Internet noch mehr Informationen zu Nutzungszeiten und Nutzungsintensität bereitstellen. Deshalb will sie in diesem Jahr versuchen, während aller Veranstaltungen zum 125-jährigen Bestehen des Landkreises möglichst keinen Flugbetrieb abzuwickeln. Und deshalb hat die Bundeswehr den Wunsch aus der Region aufgenommen, im kommenden Jahr zusätzliche übungsfreie Zeiten einzuführen: eine einwöchige Betriebspause in den Osterferien wurde bereits zugesichert, die Verlängerung auf zwei Wochen wird noch geprüft.

Im vergangenen Jahr nahm der Übungsbetrieb auf der Range leicht zu: Geflogen wurden an 91 Tagen 292 Einsätze mit insgesamt 1936 Zielanflügen, darunter 79 Nachtanflüge zwischen Sonnenuntergang und 22 Uhr. 2008 waren 283 Einsätze mit 1601 Anflügen gezählt worden. 75 Prozent aller Übungsflüge entfielen auf Flugzeuge der Bundeswehr.

Als ein Ergebnis ihres Bemühens um mehr Bürgernähe wertet die Bundeswehr die drastische Zunahme der Lärmbeschwerden: Waren 2008 insgesamt 63 Beschwerden eingegangen (darunter acht schriftliche), so wurden 2009 insgesamt 158 Beschwerden (darunter 54 schriftliche) registriert. „Das ist sicher auch eine Folge unseres Angebots, das Fluginformationszentrum der Luftwaffe jetzt über eine Hotline direkt anrufen zu können“, meint Oberst Hans-Ludwig Rau vom Luftwaffenamt. Die meisten Beschwerden kamen wiederum aus Nordhorn. Besonders häufig klingelte das Beschwerdetelefon in den Hauptübungsmonaten Mai und August.

„Wir nehmen jede Beschwerde ernst und gehen jeder Beschwerde nach“, sagt General Brüschke. Voraussetzung dafür seien aber konkrete Angaben über Datum und Uhrzeit der Lärmbelastung. Die fehlten bei vielen Beschwerden. In zwei Fällen hätten Beschwerden aus der Region mögliche Verstöße gegen Flugbestimmungen aufgedeckt.

Finanznöte und technische Probleme verzögern bei der Luftwaffe erheblich die Umrüstung auf neue Flugzeugmuster wie den „Eurofighter“, neue Hubschrauber und das künftige Transportflugzeug „Airbus A400M“. Darin liegt offenbar auch ein Hauptgrund für den deutlich gesunkenen Übungsbetrieb auf Nordhorn-Range. 2007 war mit nur 1542 Zielanflügen die bisher niedrigste Übungstätigkeit in der Geschichte des Platzes registriert worden, 2004 waren es noch 5050 gewesen. Seit 2008 steigt die Zahl der Zielanflüge wieder leicht an, hat aber noch längst nicht das Niveau der Jahre 2002 bis 2006 erreicht.

Mit der Einführung neuer Flugzeuge erwarten die Militärs aber wieder steigende Einsatzzahlen. Vor allem die Umrüstung der Jagdbomberverbände vom alten „Tornado“ auf den „Eurofighter“ soll bis 2017 die Einsatzbereitschaft dieser Verbände erhöhen. Im Dezember 2009 wurden auf dem Fliegerhorst Nörvenich in der Eifel die ersten „Eurofighter“ in der Einsatzrolle als Luft-Boden-Kampfflugzeug in Dienst gestellt. Bis 2013 sollen 20 Maschinen einsatzbereit sein, später sollen es 35 werden.

„Der Eurofighter wird irgendwann auch hier üben“, meint Oberst Erich Siegmann von der 2. Luftwaffendivision. Das werde aber noch dauern. Zudem werde der neue „Typhoon“ nicht lauter, sondern eher leiser als der Tornado sein – und er werde auf der Range „die gleichen Standard-Einsatzverfahren üben wie der Tornado“. Für alle anderen Übungseinsätze sei die Range viel zu klein.

Theoretisch möglich sind auf Nordhorn-Range mehr als dreimal so viele Einsätze wie 2009. Für den Platz gilt eine genehmigte Obergrenze von 1000 Einsätzen pro Jahr (zum Vergleich: 2009 waren 292 Einsätze geflogen worden). „Dazu wird es aber nicht kommen“, verspricht Oberst Siegmann. Die Nutzung der Range werde wohl auch ab 2017 nicht einmal das in den Planungen angedachte Limit von 750 Einsätzen pro Jahr erreichen.